Probiotika und Prebiotika für Pferde

Letzte Aktualisierung: 28.05.2018


Im Humanbereich schon lange bekannt, finden auch in der Tierernährung probiotische Futtermittel immer mehr Einzug in die Regale und Onlineshops. Bei den verschiedenen Anbietern wird vorrangig mit dem positiven Einfluss auf die Darmflora und die Nahrungsaufnahme, Harmonisierung der Darmflora, Stabilisierung des pHs und der Vermeidung von Darmproblemen.

Sind diese Versprechen haltbar bzw. worauf beruhen diese Behauptungen? Um dies beurteilen zu können, muss man sich zuerst mit der Definition von Pro- und Prebiotika und auch der rechtlichen Situation befassen, wobei man wie folgt einteilt:


  • Die Probiotika sind definierte lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und hierbei positive gesundheitliche Wirkungen erzielen.
  • Präbiotika (oder auch Prebiotika) sind spezifische unverdauliche Stoffe, die selektiv Bifidobakterien und möglicherweise auch andere Mikroorganismen in ihrem Wachstum im Darm fördern und dadurch positive gesundheitliche Wirkungen erzielen.
  • Synbiotika sind Kombinationen von Pro- und Prebiotika, die deren Vorteile synergistisch in sich vereinigen.

Vorsicht bei der Bewerbung von Probiatika für Pferde

Leider wird bei der Bewerbung probiotischer Produkte oft vergessen zu erwähnen, dass für Pferde nur ein Probiotikum zugelassen ist – die Lebendhefe (Saccharomyces cerevisiae, Bäcker- oder Bierhefe, Bezeichnung oftmals „YeaSacc“) und davon auch nur ganz bestimmte Stämme.
Manche Stämme sind lediglich für andere Tierarten zugelassen wie z.B. Saccharomyces cerevisiae boulardii CNCM I-1079 nur zur Verwendung bei allen Schweinen (Sauen, Saugferkel, Absetzferkel, Läufer und Mastschweine) sowie bei allen fleischproduzierenden Geflügelarten wie Broilern, Enten und Puten zugelassen ist, nicht aber für Pferde.

Werbeaussagen beziehen sich daher oft auf nur für den Humanbereich verwendete Mikroorganismen wie Laktobazillen, Bifidobakterien und Enterokokken. Von diesen werden z.B. die oftmals erwähnten Stoffwechselprodukte wie Propionsäure, Buttersäure sowie Stoffe mit antimikrobieller Wirkung produziert (nicht aber von Hefen!).

Andererseits werden gerne auch Ergebnisse von Studien bei anderen Tierarten wie Wiederkäuern oder Schweinen oder für die Bewerbung der Produkte für Pferde herangezogen. Diese Ergebnisse lassen sich allerdings genauso wenig wie solche aus dem Humanbereich auf Pferde umlegen, denn die Organe und auch die native Darmflora sind nicht vergleichbar.
So wird der oben erwähnte Stamm Saccharomyces cerevisiae var. boulardii z.B. seit mehr als 50 Jahren in der Humanmedizin eingesetzt und ist mit mehr als 300 verfügbaren wissenschaftlichen Veröffentlichungen sehr gut dokumentiert (aber eben nur im Humanbereich und ist außerdem nicht für Pferde zugelassen).

Brotsäurebakterien?

Sehr gestaunt habe ich auch, in Zusammenhang mit speziellen Produkten von Brotsäurebakterien zu lesen, wobei es sich letztendlich nur um Milsäurebakterien (konkret Lactobazillen) handelt, die eben bei der Vergärung von Brot eingesetzt werden und dabei dann wundersamerweise statt Milchsäure Brotsäure produzieren.

Fazit

Es lohnt sich auf jeden Fall, bei solchen – meist auch nicht gerade günstigen Produkten – die Zutatenlisten mit den Werbebotschaften abzugleichen, denn auch wenn die Aussagen ganz grundsätzlich richtig sind, beziehen sie sich oftmals auf Probiotika, die sich in den beworbenen Produkten gar nicht befinden oder sich auf Studienergebnisse beziehen, die von anderen Tierarten oder aus dem Humanbereich übertragen werden.




Literatur: 

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  • A. Schoster, J.S. Weese, and L. Guardabassi; Review: Probiotic Use in Horses – What is the Evidence for Their Clinical Efficacy? J Vet Intern Med 2014;28:1640–1652