Zeitgemäße selektive Entwurmung beim Pferd (ZSE)

Letzte Aktualisierung: 27.12.2022

Ich möchte hier nur einen ganz allgemeinen Überblick bieten, was die ZSE ist.
Das originale Regelwerk (direkt unter dem Anmeldefenster auf der verlinkten Seite) ist ohnehin frei verfügbar im Internet zu finden – und dort auch immer aktuell und richtig!

Hinweis: Die ZSE bitte nicht mit der Selektiven Entwurmung verwechseln. Diese ist nur ein Teil der Zeitgemäßen selektiven Entwurmung. Hierbei werden nur die Kleinen Strongyliden berücksichtigt.

Die Zeitgemäße selektive Entwurmung beim Pferd (ZSE) ist eine Weiterentwicklung der selektiven Entwurmung, hierbei werden nun auch andere Wurmarten berücksichtig. Es werden mehrmals pro Jahr Kotproben genommen und entsprechend des Ergebnisses mit einem passenden Mittel entwurmt.
Muss entwurmt werden, wird nach 14 Tagen eine Wirksamkeitsprobe durchgeführt.

Am besten bringt oder schickt man die Proben in ein Labor, das nach den Regeln der ZSE arbeitet oder eventuell hat man auch einen Tierarzt, der das für einen übernimmt. In Österreich gibt es z.B. das Kotlabor Schmid in Mank (https://wurmtest.at) oder die Tierklinik Zwettl (http://www.tierklinik-zwettl.at). Der Versand ist überhaupt kein Problem und die Labore haben auch sehr anschauliche Anleitungen parat, wie man die Proben am besten sammelt und verschickt.

Nach dem ersten Jahr wird je nach Ergebnis der einzelnen Proben in verschiedene Kategorien eingeteilt, wonach sich dann die Anzahl der Kotproben pro Jahr richtet.

Immer < 200 EPG
Niedrige / keine Eiausscheider

1-2 x > 200 EPG
Inkonsitente Eiausscheider

Mehrmals > 200 EPG

Hohe Eiausscheider

Basierend auf dem mittlerweile vorliegenden Datenpools lässt sich die Behauptung, dass (je nach Haltungsform und Weidehygiene) zwischen wenigstens 70% und zumeist eher 75-80% aller erwachsenen Pferde eines Bestandes sich mittel- bis langfristig in dieser GRÜNEN GRUPPEbefinden (Quelle: selektive.entwurmung.com)

Fakten und Mythen zur ZSE

Ich möchte nur ein paar Punkte herausholen, weil mir dazu immer mal wieder falsche Aussagen unterkommen. Näheres und Erklärungen dazu finden sich im oben verlinkten Regelwerk oder sollten direkt bei einem entsprechenden Tierarzt erfragt werden.

  • Nur in speziellen Sonderfällen sind Kotproben von 3 aufeinanderfolgenden Tagen notwendig wie z.B. für die Feststellung eines Bandwurmbefalls.
  • Ja, der sichere Nachweis von Bandwürmern in Kotproben ist grundsätzlich möglich! Außerdem gibt es spezielle Speicheltests.
  • Nein, es müssen nicht automatisch bei jedem positiven Befund alle Pferde eines Bestandes entwurmt werden, das hängt von der Wurmart ab.
  • Ja, ZSE macht auch Sinn, wenn nicht alle Pferdebesitzer im Stall mitmachen, da Wurmbefall (mit Ausnahmen) ein individuelles Problem ist. Meine beiden sind z.B. trotz mindestens einem nachgewiesenem Hochausscheider in der Herde stabil ohne Befund.
    Ich stimme meine Kotproben mit den im Stall geplanten Entwurmungsterminen ab, funktioniert problemlos.
  • Ja, die ZSE kann grundsätzlich auch bei Jungpferden durchgeführt werden, es sind jedoch einige Einschränkungen und Besonderheiten zu beachten (hierfür bitte einen ZSE Spezialisten kontaktieren, einfach mal so ein Jungpferd mit dem Rest der Pferde mit zu beproben ist fahrlässig!!)
  • Nein, ZSE ist keine Kostenersparnis!!
    Eventuell bei Pferden, die in der grünen Gruppe sind und man nur mehr 2 x pro Jahr beproben muss, auch nur dann, wenn wirklich 4 x pro Jahr entwurmt wird und je nachdem, ob man sicherheitshalber einmal im Jahr gegen Bandwurm entwurmt.
  • Nein, ZSE hat nichts mit natürlicher Entwurmung zu tun, sondern setzt bei Bedarf herkömmliche Antihelminthika ein.

Resistenzproblematik

Ähnlich wie den Antibiotika gibt es bei den Anthelminthika bereits Probleme mit Resistenzen.
Problematisch ist in diesem Zusammenhang einerseits eine zu geringe Dosierung (unabhängig von der angewendeten Strategie) und eine unüberlegte Anwendung der verschiedenen Wirkstoffe.
Moxidectin wird bei der ZSE im Sinne eines Reserve-Anthelminthikum nur für besondere Indikationen eingesetzt, während dieser Wirkstoff (der bisher noch keine bekannten Resistenzen zeigt) bei der strategischen Entwurmung regelmäßig zum Einsatz kommt.
Außerdem werden manchmal aus Gründen der Kostenersparnis auch Mittel verwendet, die für Pferde gar nicht zugelassen sind und man daher keine zuverlässigen Informationen über die richtige Dosierung hat.

Bei den Mitteln, die zur Bekämpfung von Magendasseln oder Bandwurm angewendet werden, sind bisher noch keine Probleme mit Resistenzen bekannt.

Quellen, Links und Literatur

Die Internetseite www.selektive-entwurmung.com

FB Gruppe: Zeitgemäße Selektive Entwurmung beim Pferd und anderen Equiden

Kotlabor Schmid – Zeitgemäße, Selektive Entwarnung

DA IST DER WURM DRIN
Zeitgemäße Selektive Entwurmung beim Pferd Nana Keck, Conny Röhm
Books on Demand; 1. Auflage 2019

„Mit „Da ist der Wurm drin“ gelingt Nana Keck und Conny Röhm eine perfekte Zusammenfassung aller Themenbereiche rund um die Zeitgemäße Selektive Entwurmung beim Pferd. „


Die Informationen dieses Artikels spiegeln den Wissensstand der Autorin zum Zeitpunkt der letzten Aktualisierung wider. Sollte es neuere Erkenntnisse geben oder bei Interesse an fachlichem Austausch oder bezüglich des Weiterbildungsangebotes bitte gerne per E-Mail, Facebook oder Instagram mit mir Kontakt aufzunehmen.